Online-OFB „Memelland“ am 01.08.2020 aktualisiert

Das Online-OFB „Memelland“ wurde am 1. August 2020 aktualisiert. Derzeit sind 483.931 Personen vorhanden, die in 151.176 Familien gegliedert sind. 584 Personeneinträge wurden seit dem 04.04.2020 bearbeitet.
Als Memelland oder Memelgebiet (litauisch: Klaipėdos kraštas) wird im deutschen Sprachraum jener in der Zwischenkriegszeit von Deutschland abgetrennte Teil Ostpreußens bezeichnet, der nördlich der Memel bzw. ihres Deltaarms Skierwieth (litauisch: Skirvytė) lag, sowie der entsprechende Teil der Kurischen Nehrung.
Das Memelland wurde nach Artikel 99 des Versailler Vertrags von 1919 ohne Volksabstimmung mit Wirkung 10. Januar 1920 an die alliierten Mächte abgetreten. Von Anfang 1920 bis Anfang 1923 wurde es von Frankreich als deren Vertreter verwaltet.
Das 2.656,7 km² große Territorium war etwa 140 km lang und bis zu 20 km breit. Von den über 140.000 Bewohnern bezeichneten sich im Jahr 1925 72,5 % als Deutsche bzw. „Kulturdeutsche“ (16 % zweisprachig) und 27,5 % als Litauer. Größte Stadt war Memel (litauisch: Klaipėda) mit 40.000 Einwohnern (1931 11 % Litauer), gefolgt von Heydekrug (litauisch: Šilutė) mit 5.000 Einwohnern und Pogegen (litauisch: Pagėgiai) mit 2.800 Einwohnern.
Ab 10. Januar 1923, während der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien, zog sich die französische Besatzungstruppe vor „einheimischen Aufständischen“, die in Wirklichkeit von der litauischen Regierung beauftragt worden und aus Litauen eingesickert waren, zurück. Die anschließende Annexion des Memelgebiets durch Litauen erkannte der Völkerbund am 8. Mai 1924 in der Memelkonvention an. Damit erhielt Litauen einen Ostseezugang durch deutschsprachiges Gebiet.
Am 20. März 1939, wenige Tage nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei, verlangte der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop im Ultimatum an Litauen die Rückgabe an Deutschland. Litauen tat dies am 22. März.
1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das Memelland in der Schlacht um Ostpreußen (13. Januar bis zum 25. April) von der Roten Armee erobert; die Stadt Memel fiel am 28. Januar 1945. Bald darauf wurde es der Litauischen SSR, Sowjetunion (UdSSR), angeschlossen.
Eine gute Übersichtskarte der Landkreise und der Kirchspiele des Memellandes während der Abtrennungszeit von 1920 bis 1939 ist unter https://www.online-ofb.de/memelland/memelland.gif zu finden.
Bei den Bearbeitern des Online-OFB handelt es sich um das so genannte Memellandteam. Es sind also mehrere Personen an der Bearbeitung des Online-OFB beteiligt. Das Online-OFB vereinigt Personendaten aus allen drei memelländischen Kreisen (Memel, Heydekrug, Pogegen) und einigen litauischen Grenzgemeinden (z. B. dem Kirchspiel Schwekschnen in Litauen) und nimmt dabei alle Personen und deren Vor- und Nachfahren auf, die vom Anfang der schriftlichen Überlieferung bis zur Flucht im Oktober 1944 im Memelland gewohnt haben. Da viele Dokumente während des Zweiten Weltkriegs verloren ging oder vernichtet wurden, sammelt das Memellandteam daher eine Vielzahl an unterschiedlichen Quellen und Dokumenten, um die genealogischen Verbindungen soweit wie möglich zu rekonstruieren. Allen Quellen zählen:
- kirchliche und standesamtliche Register,
- Ahnenpässe,
- Urkunden aller Art,
- Gemeindeseelenlisten,
- Zeitungsanzeigen,
- Musterungslisten,
- Adressbücher,
- sowie mündliche und schriftliche Mitteilungen aller Art.
Im Bezug auf die Auswertung der Kirchenbücher ist bisher folgender Stand erreicht worden:
Kirchspiel | Zeitraum |
---|---|
Coadjuthen | Taufen: 1789 – 1868 [nur Samogitien], Heiraten: 1793 – 1809 [Samogitien], 1827 – 1898 |
Dt. Crottingen | Taufen: 1798 – 1825, 1853 – 1873 |
Heydekrug | Taufen: 1913 – 1944 [mit Lücken] Heiraten: 1913 – 1944 [mit Lücken] Sterbefälle: 1913 – 1944 |
Kinten | Taufen: 1822 – 1862 Heiraten: 1803 – 1875 |
Memel (reformierte Kirche) | Taufen: 1675 – 1870 Heiraten: 1692 – 1871 Sterbefälle: 1727 – 1781 |
Memel (St. Johanniskirche) | Taufen: 1706 – 1858 [mit Lücken] Heiraten: 1705 – 1775, 1794 – 1834, 1853 – 1875 |
Prökuls | Taufen: 1732 – 1876 Heiraten: 1764 – 1892 Sterbefälle: 1776 – 1891 |
Saugen | Konfirmationen: 1909 – 1943 |
Schwekschnen | Konfirmationen: 1900 – 1943 |
Werden | Taufen: 1710 – 1728, 1741 – 1751, 1771 – 1781, 1796 – 1806, 1812 – 1831, 1858 – 1866 Heiraten: 1821 – 1826 [Aufgebotskladde] Sterbefälle: 1760 – 1801 |
Wischwill | Taufen: 1757 – 1835 |
Geschichtliches (Auszug aus Wikipedia)
Vor der Zugehörigkeit des späteren Memellandes zu einem Staat waren die baltischen Stämme der Schalauer, Kuren und Karschauer dort sesshaft. Die Kuren (der Name bedeutet „schnell zur See“) galten als die versiertesten Seefahrer der Ostsee und werden in den Island-Sagas erwähnt. Dänische Überlieferungen bezeugen, dass sie als Piraten gefürchtet waren. Es gab jedoch auch Handels- und Heiratsbeziehungen der Schalauer mit Dänemark. Die Schalauerburg Ruß an der Memel galt als Ausgangspunkt dieser Beziehungen. Darüber hinaus gab es Beziehungen zu den übrigen Balten im Norden und Osten und zu den Slawen im Süden.
Nach der Eroberung durch den Schwertbrüderorden ab 1200 und dem Bau der Festung Memelburg bzw. der Stadt Memel ab 1250 durch den Deutschen Orden wurde das Memelland ab 1328 dem Ordensstaat zugeteilt. Im Vertrag von Melnosee erfolgte 1422 eine Grenzziehung zu Litauen, die 500 Jahre Bestand hatte. Sie war nach der Pyrenäengrenze die älteste in Europa.
In der Eroberungszeit war die einheimische Bevölkerung aus den Randgebieten des damaligen Preußens dezimiert und teilweise in besser kontrollierbare Gebiete umgesiedelt worden. Als der Zustrom von Siedlern aus Deutschland wegen dortiger Bevölkerungsverluste durch die Pest versiegte, wurden Ende des 15. Jahrhunderts und im 16. Jahrhundert Siedler aus Litauen in den Nordosten Preußens beiderseits der Memel und nördlich des Kurischen Haffs geholt.
Nach der Reformation wurde das Deutschordensland 1525 zum protestantischen Herzogtum Preußen, das seit 1618 in Personalunion von den Kurfürsten von Brandenburg regiert wurde. 1701 erhob Kurfürst Friedrich III. es zum „Königreich Preußen“ und sich selbst zum König. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Königreich zur namensgebenden Provinz des brandenburgisch-preußischen Staates. Das Memelland gehörte von 1422 bis 1920 zu Ostpreußen. Abgesehen von der Zeit der Frankfurter Nationalversammlung 1848 – 1851 lag es außerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reiches bzw. des Deutschen Bundes. Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs wurde Ostpreußen 1871 zum nördlichsten Territorium Deutschlands. Die Grenze zwischen dem ostpreußischen Landesteil um die Memel und Litauen, das ab dem 16. Jahrhundert unter polnischer, ab 1795 unter russischer Herrschaft stand, blieb von 1422 bis 1920 weitgehend unverändert.
Weiterführende Quellen:
- Online-Ortsfamilienbuch „Memelland“
- Memelland in Wikipedia
- Portal:Memelland im Genwiki
- Memelland bei Yahoo Groups
Für das Titelbild wurde verwendet: Panoramaansicht der Stadt Memel, Autor unbekannt; Public domain
- Online-OFB „Glashütten“ am 01.03.2021 aktualisiert – 2. März 2021
- Neue Digitalisate bei Archion vom 01.03.2021 – 2. März 2021
- 8 neue Online-OFBs im Februar 2021 bei Compgen (+ Top-Ten-Listen) – 1. März 2021