Neue Abschriften von Personenstandsunterlagen zu Pritter (Kr. Usedom-Wollin)

Die Arbeitsgruppe „Familiengeschichte Vorpommern“ des „Pommerscher Greif e. V.“ hat ein paar neue Abschriften aus den Personenstandsunterlagen des früheren Standesamts Pritter im Kreis Usedom-Wollin für die Öffentlichkeit uneingeschränkt verfügbar gemacht.
Pritter (polnisch: Przytór; PLZ: 72 – 605) ist ein Stadtteil von Swinemünde (ponisch: Świnoujście) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Pritter liegt auf der gleichnamigen Halbinsel im Westen der Insel Wolin südlich der Landstraßen DK 93 und DK 3. Südlich des Dorfes verläuft die Stara Świna (deutsch: Alte Swine) und östlich liegt der Jezioro Wicko Wielkie (deutsch: Großer Vietziger See). Der Ort hat ungefähr 800 Einwohner.
Dieser Blog berichtet eigentlich über Neuigkeiten im Bezug auf Ortsfamilienbücher. Jedoch gibt es auch Fälle, die an der Erarbeitung eines Ortsfamilienbuch angelehnt sind und daher auch beachtet werden sollten. Dieser Artikel, der hier gelesen wird, ist einer dieser besonderen Fälle, der eine Beachtung findet. Schließlich bilden Personenstandsunterlagen einen wichtige Quelle für Ortsfamilienbücher.
Der eingetragene Verein „Pommerscher Greif“ verfügt über einige Forschungsgruppen, die jeweils ein regionales Gebiet erforschen, die früher in Besitz des Deutschen Reichs, von Preußen usw. waren. Eine Forschergruppe heißt „Familiengeschichte Vorpommern“. Diese Forschergruppe existiert seit 2019 und ging aus dem Zusammenschluss der ehemaligen Arbeitsgruppen „Anklam-Ueckermünde“, die seit Ende 2009 bestand, und der im Jahr 2001 gegründeten Arbeitsgruppe „Usedom“ hervor. Die Forschergruppe stellt ihre Erkenntnisse und Forschungsunterlagen auf einer eigenen Webseite zur Verfügung. Technisch gesehen wird die Webseite mit dem Contao-CMS verwaltet.
Das Forschungsmitglied Brigitte Max hat nun mehrere Abschriften aus den Personenstandsunterlagen des früheren Standesamts zu Pritter im Kreis Usedom-Wollin gemacht. Konkret sind folgende Abschriften hinzugekommen:
- Standesamt Pritter: Heiraten 1878 – 1904 (241 Einträge),
- Standesamt Pritter: Sterbefälle 1878 – 1895 (662 Einträge),
- Standesamt Pritter: Sterbefälle 1896 – 1904 (292 Einträge).
Die Abschriften sind als Excel-Tabellendokumente verlinkt und stehen ohne Einschränkungen für jedermann zur Verfügung. Das bedeutet, dass die Excel-Tabellendokumente können downgeloadet werden und je nach Bedarf in eigene, persönliche Forschungen individuell integriert/verwendet werden können.
Geschichtliches (Auszug aus Wikipedia)
Pritter wurde 1339 in einer Urkunde der Herzöge Bogislaw V., Barnim V. und Wartislaw V. von Pommern-Wolgast erwähnt. Wahrscheinlich befand sich hier zu dieser Zeit ein so genanntes Festes Haus, von dem aus die Herzöge ihre Zollansprüche auf der Swine sicherten. Während der Landesteilung 1372 verblieb Pritter beim Wolgaster Teil. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte Sophia (1375 – 1450), Tochter Herzog Heinrichs des Eisernen von Holstein, ihren Witwensitz zu Caseburg und Pritter. Anschließend residierte Herzog Erich II. in Pritter bis 1458 Stettiner Bürger, wahrscheinlich wegen des hier erhobenen Zolls, den Herzogssitz sowie dessen Hof in Ostswine zerstörten.
Pritter war ein Amtsdorf, in dem unter anderem ein herzoglicher Holzvogt und ein Fischkieper ihren Sitz hatten. Letzterer führte die Aufsicht über die Fischerei im Stettiner Haff und nahm die damit verbundenen Abgaben und auch den Zoll auf der Swine ein. Nach der Einführung der Reformation in Pommern und der Säkularisation gehörte der Ort zum Amt Wollin. Die Fischerei war die Haupteinkommensquelle der Bevölkerung. Landwirtschaftlich wurde vor allem Viehzucht betrieben.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Pritter von den kaiserlichen Truppen weitgehend verwüstet. Nach dem Aussterben des Greifenhauses 1637 kam der Ort mit dem Amt Wollin an den schwedischen Generalgouverneur Johan Banér, dessen Erben den Besitz 1648 an die schwedische Krone abtraten.Bahnhofsgebäude
Während des Großen Nordischen Krieges kamen die Inseln Wolin und Usedom an Preußen. Mit dem Ausbau des Seehafens Swinemünde in der Mitte und besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Büdner und Einlieger in Pritter angesiedelt, die vor allem im Forst und im Swinemünder Hafen Arbeit fanden. Im 19. Jahrhundert wurde Pritter zur bevölkerungsreichsten ländlichen Ortschaft auf Wollin. Die Bevölkerung stieg bis 1939 auf 1345 Einwohner an.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde im Ort die Flugabwehrstellung „Pritter“ erbaut. Sie diente der Luftverteidigung von Swinemünde. Das außergewöhnliche der Anlage war: Die Bunker erhielten die Form eines Wohnhauses und eines Schuppens zur Tarnung. Heute ist die vollständig erhaltene Stellung ein kleines Museum der Zeitgeschichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Pritter an Polen und erhielt den Namen Przytór.
Für das Titelbild wurde verwendet: Kirche von Pritter, von Biały111; CC BY 3.0